Wer das Piemont nur mit Barolo und Trüffeln verbindet, war wahrscheinlich noch nie in der Alta Langa – jener ursprünglichen, fast vergessenen Ecke im Süden der Region, wo die Hügel sanft, die Menschen herzlich und die Sonnenuntergänge manchmal einfach überwältigend sind.
Torre Bormida ist so ein Ort, der auf keiner Bucket List steht – und genau deshalb seinen ganz eigenen Zauber entfaltet. Ein kleines Dorf, ein paar Häuser aus grauer Langa-Stein, ein Café, ein Restaurant, ein öffentlicher Pool, Weinfelder und Haselnusshaine, so weit das Auge reicht. Kein Verkehrslärm, keine Hektik – nur der Wind, der durch die Wälder streicht, und das Geläut der Kirchenglocken, das den Tag einrahmt.
In alle Richtungen öffnen sich kleine Straßen und Wanderwege, die zu alten Burgruinen, versteckten Kapellen oder einfach zu spektakulären Aussichtspunkten führen. An klaren Tagen sieht man von hier aus die Alpenkette im Westen und das glitzernde Blau des Ligurischen Meeres im Süden. Eine Stunde Fahrt – und man ist am Strand. Oder im Hochgebirge. Oder mitten in Turin, falls man mal wieder Kultur und Stadtluft braucht.
Aber eigentlich will man gar nicht weg, wenn man einmal angekommen ist. Die Region lebt langsam, aber intensiv. Jede Jahreszeit bringt ihren eigenen Rhythmus: der Frühling duftet nach Wildblumen und frisch umgegrabener Erde, der Sommer ist warm, aber nie drückend, im Herbst riecht es nach Pilzen, Trauben und Holzfeuer, und selbst im Winter hat das Licht hier eine besondere Klarheit.
Torre Bormida und die Alta Langa sind kein Ort zum „Konsumieren“, sondern zum Dasein. Für stille Momente am Waldrand. Für Gespräche mit Nachbarn, die noch selbst ihren Wein machen. Für den ersten Kaffee des Tages mit Blick ins Tal. Und für die Gewissheit, dass man hier – ganz ohne großes Spektakel – etwas Echtes gefunden hat.